22 Januar 2012

Lohnsteuer...lohnt sich!

Bei dem Wort "Lohnsteuererklärung" stellen sich bei den meisten Menschen die Haare zu Berge. Doch die Vorstellung, dass eine Lohnsteuererklärung das tagelange bearbeiten von Ordnerbergen bedeutet, ist alles andere als korrekt und heutzutage mehr als veraltet. Seht es aber mal so: Wenn man von einigen hundert Euro bis hin zu vierstelligen Beträgen Geld vom Staat zurück bekommt, lohnt sich die Arbeit von 1-2 Stunden. Was für ein Stundenlohn! :)

Eines vorneweg: Jede Person wird unterschiedliche Ergebnisse erzielen, aber meiner Meinung nach lohnt es sich fast immer. Natürlich gibt es einige Grundvoraussetzungen, auf die ich in diesem Blogeintrag abziele. Meine Tipps beruhen nur auf persönlichen Erfahrungen und stellen keine Garantie in irgend einer Form dar. Alle Angaben ohne Gewähr, dazu appelliere ich an den gesunden Menschenverstand! Ein Steuerfachmann bin ich schließlich nicht:

1. In erster Linie richte ich mich an "Otto Normalverbraucher", sprich normal Angestellte.
2. Ihr müsst demnach einen Job haben und Lohnsteuer zahlen.
3. Solltet ihr erben, Vermieter und/oder Beamter sein könnte es ein kleines bisschen komplizierter werden.

Für schwierigere Fälle empfehle ich einen Profi einzusetzen, wobei ich der Meinung bin, dass sich das nur in bestimmten Fällen lohnt, insbesondere für Selbstständige.

Mit der richtigen Ausrüstung müsst ihr noch nicht mal einen Stift in die Hand nehmen. Alles was ihr braucht sind 1-2 Stunden Zeit, ein Computer mit Internetanschluss und einem Drucker. An Unterlagen braucht ihr nicht sooo viele, hier die Wichtigsten Unterlagen im Überblick:

1. Gehaltsabrechnung
2. Nebenkostenabrechnung der Wohnung
3. Googled euer zuständiges Finanzamt (hängt vom Wohnort ab, nicht vom Arbeitgeber!)
4. Eure Bankverbindung
5. Kostenübersicht für sonstige Versicherungen (z.B. Haftpflicht, Unfallversicherung etc.)
6. Belege und Rechnungen für Fahrtkosten zur Arbeit

Zuletzt benötigt ihr noch eine passende Steuererklärungssoftware. Mein Tipp für euch: Das Programm Steuer-Spar-Erklärung von der Akademischen Arbeitsgemeinschaft ist meiner Meinung nach Marktführer und kostet bei Amazon knapp 23 Euro. Hier gibt es allerdings einen Trick: Von Tchibo gibt es ebenfalls jährlich eine so genannte Steuererklärungs-Software, die - wenn man das Kleingedruckte liest - ebenfalls von der Akademischen Arbeitsgemeinschaft ist. Nach genauerem hinsehen entpuppt sich das Programm als 1:1 Klon. Lediglich die Farben der Titelleisten wurden verändert und das digitale Nachschlagverzeichnis entfernt. Dafür kostet das Steuerprogramm von Tchibo läppische 9,99 Euro und man bekommt eine Geld-zurück-Garantie, falls man mit der Steuererklärung kein Geld zurück bekommt. Was kann da noch schief gehen? In dem Onlineshop von Tchibo könnt ihr das Programm auch in der Downloadversion kaufen, falls es beim Rewe oder Tchiboshop um die Ecke vergriffen sein sollte.

Das Programm an für sich ist mehr als nur einfach zu bedienen, mit der Funktion "Roter Faden" nimmt es euch an die Hand und geht Punkt für Punkt die Steuererklärung durch. Hier einige Tipps die auch mir geholfen hätten.

1. Macht auf jeden Fall eine verkürzte, elektronische Steuererklärung mit ELSTER. Auf Neudeutsch könnte man auch sagen Online Steuererklärung, aber ich schweife ab. Ihr spart Druckkosten, Portokosten und vor allem Zeit. Elektronische Steuererklärungen werden bevorzugt verarbeitet.

2. Das für euch zuständige Finanzamt ist nicht unbedingt das gleiche Finanzamt vom Arbeitgeber bzw. von der Lohnabrechnung, sondern abhängig von eurem Wohnort. Google ist dein Freund.

3. Sind in den Nebenkosten der Wohnung Hausmeister, Handwerker oder Schornsteinfeger aufgelistet? Allesamt angeben!

4. Wart ihr Arbeitslos? Diese Zeiten müsst ihr Angeben. Arbeitslosengeld I bekommen? Ebenfalls angeben, da steuerlich relevant. Arbeitslosengeld II (aka HartzIV) bekommen? Müsst ihr nicht angeben, da steuerlich befreit

5. Kosten für Bewerbungen gehabt? Alles angeben, selbst Kosten für Porto, Briefpapier und Briefumschläge, denn die so genannten Werbungskosten, also Kosten die euch im Zusammenhang mit Bewerbungen entstanden sind, könnt ihr geltend machen. Auch Fahrtkosten zum Bewerbunggespräch und Telefonate.

6. Vorsicht Falle: Den Weg zur Arbeit dürft ihr nur für eine Fahrt angeben und nicht "Hin-und-Zurück". Wenn z.B. euer Arbeitgeber 20 km von eurem Wohnort entfernt ist (ermittelt mit einem Routenplaner), dürft ihr nur 20 angeben und nicht 40. Das Finanzamt prüft selbst mit Google Maps ob eure Angaben ungefähr hinkommen. Ich kenne einen Fall, wo jemand statt 40km 80 angegeben hat und entsprechend viel zurück zahlen musste. Wir wollen schließlich ehrlich sein oder? :)

7. Unter "sofort abzugsfähige Arbeitsmittel" könnt ihr alle Sachen angeben, die ihr für die Arbeit benötigt und weniger als 487,90 Euro liegen, z.B. Büroartikel, aber auch Peripherie wie Drucker.

8. Falls ihr für die Arbeit Bücher benötigt habt, solltet ihr diese unter "Fachliteratur" angeben.

9. Weitere Dinge, die Ihr (falls zutreffend) unter Werbungskosten geltend machen könnt wären z.b. Internet- und Telefonanschluß, Fortbildungskosten, Umzugskosten, Berufskleidung und Unfallkosten im Zusammenhang mit der Arbeit.

10. Unfall- und Haftpflichtversicherungen unbedingt angeben, immerhin könnt ihr da noch ein wenig rausholen.

11. Kosten für Ausbildung, Studium und Weiterbildung könnt ihr geltend machen.

12. Außergewöhnlichen Belastungen wie Pflege- und Heimkosten, Unterstützung für bedürftige Personen und außergewöhnlichen (sprich: mehr als 1264 Euro) Krankheitskosten solltet ihr auf jeden Fall angeben. 

Mein Tipp: Wenn ihr in eurem Haushalt eine weitere Person, die selbst nicht mehr als 7000 Euro im Jahr verdient, versorgen, solltet ihr das unbedingt angeben. Bis zu einer so genannten "Opfergrenze", die sich an eurem eigenen Einkommen orientiert, könnt ihr dies geltend machen. Je nach Konstellation kann sich das sehr lohnen. Beispie: Eine Frau ist normal angestellt und ihr Freund, der im gleichen Haushalt lebt, studiert und hat abgesehen von einem 400-Euro-Job kein weiteres Einkommen. Die Frau finanziert mehr oder weniger den gesamten Haushalt und unterstützt somit mehr oder weniger ihren Freund und kann dies auch steuerlich geltend machen. Es lohnt sich. (Es gibt auch andere Konstellationen, an dieser Stelle kann ich nicht alle erwähnen. Das würde den Rahmen des Beitrages sprengen)

13. Die Software selbst könnt ihr ebenfalls steuerlich geltend machen. Das sind immer 1,90 Euro bei einem Preis von 10 Euro :)

Ihr habt die Steuererklärung ausgefüllt und nochmal gecheckt - was nun? Nach dem Versenden mit Elster könnt ihr die komprimierte Steuererklärung ausdrucken (sind je nachdem 7-16 Seiten) und an euer Finanzamt schicken... und im Schnitt 2 Monate warten :)

Screenshot von der Steuersoftware von Tchibo (die Rechte liegen bei Tchibo blah blah...)